In unserer neuen Folge von LandAussichten hat unser Neuzugang Louis Schlag von der Andreas Hermes Akademie Julia Paaß zu Gast. Sie ist Mitinitiatorin des Netzwerk Zukunftsorte, ein Netzwerk, in dem sich eine Vielzahl gemeinschaftlicher Arbeits- und Wohnprojekte auf dem Land organisieren. Die Projekte befinden sich in Gehöften, Bahnhöfen oder Gütern und hauchen ehemals leerstehenden, regional wichtigen Orten, neues Leben ein. Das Netzwerk tritt dabei für neue Projektgruppen als Berater und Brückenbauer auf, das Wissen aus eigenen Erfahrungen weitergibt und bei der Suche nach passenden Immobilien vermittelt.
Im gemeinsamen Gespräch stand die Arbeit, Philosophie und Vision des Netzwerk Zukunftsorte im Vordergrund. Dabei ging es unter anderem um die Frage, welche Herausforderungen im Gründungsprozess auftreten, wie eine Integration der Projektgruppen in die Dorfgemeinschaften gelingen kann und welche Rolle Zukunftsorte in der Zukunft der ländlichen Räume spielen.
Hintergrund:
In vielen ländlichen Regionen stellen landwirtschaftliche Betriebe ihre Aktivität ein. Während Ende 2020 ca. 262.800 Betriebe existierten, waren es Ende 2010 noch ca. 36.000 mehr. Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch bei den Gaststätten ab. So schlossen von 2014 bis 2021 über 35 % der Kneipen und Gasthöfe ihre Pforten, davon viele in Dörfern und ländlichen Gemeinden (s. https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Landwirtschaftliche-Betriebe/Tabellen/ausgewaehlte-merkmale-zv.html#fussnote-1-122840; Publikation „Neu im Dorf“, Berlin-Institut, S.31).
Zurück bleiben oft leere Immobilien, die für viele Anwohner:innen ein regelmäßiger Treffpunkt im Alltag oder Beschäftigungsort waren. Aufgrund ihrer zentralen Lage prägen die Gebäude das Ortsbild und erinnern an den Glanz vergangener Tage. Der Verfall dieser Gebäude trifft viele Anwohner:innen daher auch auf einer sehr persönlichen Ebene. Aus Brandenburg hat sich seit einigen Jahren das Netzwerk Zukunftsorte auf den Weg gemacht, diese teils verstaubten Schätze wieder aufzupolieren.
Neugierig geworden? Hier findet Ihr noch einige weitergehende Infos zum Netzwerk Zukunftsorte und den angesprochenen Projekten und Förderprogrammen:
Zur Website und Arbeit des Netzwerk Zukunftsorte: https://zukunftsorte.land/
Zur Wissensplattform des Netzwerk Zukunftsorte, auf der sich Projektgruppen und -interessierte über die verschiedenen Gründungsphasen informieren können: https://wissen.zukunftsorte.land/
Zur Vision 2030 sowie den Handlungsempfehlungen an die Politik, um die Rahmenbedingungen zur Gründung von Zukunftsorten zu erleichtern: https://zukunftsorte.land/netzwerk-verein/vision-und-kriterien#vision2030
Tiefer ins Thema? In der Publikation „Neu im Dorf - Wie der Zuzug das Leben auf dem Land verändert“ des Berlin-Instituts geht es um das Thema neue Landlust und was der Zuzug für die Dörfer bedeutet: https://www.berlin-institut.org/studien-analysen/detail/neu-im-dorf/
Zum Förderprogramm Neulandgewinner des Thünen-Instituts für Regionalentwicklung e.V. und des Neuland gewinnen e.V.: https://neulandgewinner.de/. Finanziert durch die Robert Bosch Stiftung, die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt sowie die ostdeutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Regelmäßig veranstaltet das Netzwerk Zukunftsorte auch sogenannte Leerstand Safaris. Was es damit auf sich hat, erfahrt Ihr in diesem Videobeitrag: https://www.youtube.com/watch?v=LRPVXQ7pY_Y oder in unserem Schon gewusst ... ?-Beitrag.